Gehaltsvorschuss: Was ist erlaubt und was nicht?

Gehaltsvorschuss: Was ist erlaubt und was nicht?

Gehaltsvorschuss: Was ist erlaubt und was nicht?

Manchmal kommt es im Leben anders als geplant: Eine unerwartete Autoreparatur, eine hohe Nachzahlung oder eine dringende Rechnung – und das Monatsende ist noch weit entfernt. Viele Arbeitnehmer fragen sich dann: Kann ich einen Gehaltsvorschuss verlangen? Und wenn ja – unter welchen Bedingungen?

In diesem Artikel erfährst du, was ein Gehaltsvorschuss ist, wer Anspruch darauf hat, welche Regeln gelten und was du unbedingt beachten solltest.


🔹 Was ist ein Gehaltsvorschuss?

Ein Gehaltsvorschuss (auch Lohnvorschuss genannt) ist eine vorzeitige Auszahlung deines Gehalts, also Geld, das du eigentlich erst am Ende des Monats erhalten würdest. Du bekommst also einen Teil deines Gehalts früher ausgezahlt – als eine Art kurzfristiges Darlehen deines Arbeitgebers.

Wichtig ist: Ein Gehaltsvorschuss ist kein zusätzliches Geld, sondern wird später mit deinem regulären Gehalt verrechnet. Wenn du also beispielsweise einen Vorschuss von 1.000 € erhältst, bekommst du am Monatsende entsprechend weniger ausgezahlt.

Unterschied zur Abschlagszahlung:

  • Ein Abschlag ist eine Teilauszahlung deines bereits verdienten Lohns.

  • Ein Gehaltsvorschuss dagegen ist eine Zahlung auf Lohn, den du noch nicht verdient hast.


🔹 Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf einen Gehaltsvorschuss?

Kurz gesagt: Nein, es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Gehaltsvorschuss. Der Arbeitgeber entscheidet freiwillig, ob er dir einen Vorschuss gewährt oder nicht.

Allerdings gibt es einige Ausnahmen:

  1. Regelungen im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung
    Wenn dort steht, dass ein Vorschuss gewährt werden kann, hast du darauf Anspruch.

  2. Betriebliche Übung
    Wenn der Arbeitgeber regelmäßig Vorschüsse an Mitarbeiter zahlt, kann daraus ein stillschweigender Anspruch entstehen.

  3. Fürsorgepflicht des Arbeitgebers
    In besonderen Notlagen – etwa bei existenziellen finanziellen Problemen – kann der Arbeitgeber verpflichtet sein, dir zu helfen.

In der Praxis gilt: Ein Gehaltsvorschuss ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Es lohnt sich aber immer, höflich nachzufragen und deine Situation ehrlich zu schildern.


🔹 Wie hoch darf ein Gehaltsvorschuss sein?

Die Höhe des Gehaltsvorschusses hängt von deinem Arbeitgeber ab. Häufig orientiert sich der Betrag an dem Teil des Monats, den du bereits gearbeitet hast.

Ein Beispiel:
Du beantragst Mitte des Monats einen Vorschuss – dann bekommst du in der Regel etwa die Hälfte deines Monatsgehalts ausgezahlt.

Manche Arbeitgeber gewähren auch höhere Vorschüsse, wenn ein triftiger Grund vorliegt. Wichtig ist aber immer eine schriftliche Vereinbarung, damit klar ist, wann und wie der Vorschuss verrechnet wird.


🔹 Rückzahlung und Verrechnung

Ein Gehaltsvorschuss wird immer mit deiner nächsten Gehaltszahlung verrechnet. Das bedeutet:

  • Der Vorschussbetrag wird vom nächsten Gehalt abgezogen.

  • Wenn der Vorschuss höher ist als das spätere Gehalt, musst du die Differenz zurückzahlen.

  • Es sollte immer schriftlich geregelt sein, wie die Rückzahlung genau erfolgt – z. B. ob sie in einer oder mehreren Raten abgezogen wird.

Wichtig ist außerdem, dass der Arbeitgeber den Vorschuss klar als solchen kennzeichnet, damit keine Missverständnisse entstehen. Eine mündliche Absprache ist zwar möglich, aber nicht empfehlenswert.


🔹 Steuer- und Sozialversicherungsrechtliche Behandlung

Auch wenn es sich nur um eine Vorauszahlung handelt: Ein Gehaltsvorschuss ist steuer- und sozialversicherungspflichtig – genauso wie regulärer Lohn.

Das bedeutet: Sobald du den Vorschuss erhältst, gilt er steuerlich als „zugeflossenes Einkommen“.
Die Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge werden also bereits in dem Monat fällig, in dem du den Vorschuss bekommst.

Für dich als Arbeitnehmer macht das in der Regel keinen großen Unterschied, da der Betrag später mit der regulären Abrechnung verrechnet wird.


🔹 Was ist erlaubt – und was nicht?

Damit du rechtlich auf der sicheren Seite bist, hier eine Übersicht:

Erlaubt / Gängig Nicht erlaubt / Problematisch
Vorschuss mit schriftlicher Vereinbarung Vorschuss ohne klare Rückzahlungsregelung
Verrechnung mit dem nächsten Gehalt Zinsforderungen auf den Vorschuss
Teilvorschüsse bei Notfällen Forderung eines Vorschusses ohne triftigen Grund
Freiwillige Entscheidung des Arbeitgebers Druck oder Drohung gegenüber dem Arbeitgeber
Rückzahlung per Gehaltsabzug Keine Kennzeichnung des Vorschusses in der Abrechnung

Kurz gesagt: Ein Gehaltsvorschuss ist kein Anspruch, sondern eine Gefälligkeit – aber eine, die unter klaren Regeln funktioniert.


🔹 Tipps für Arbeitnehmer

Wenn du überlegst, einen Gehaltsvorschuss zu beantragen, beachte diese Punkte:

  1. Bereite dich gut vor: Überlege genau, wie viel du wirklich brauchst und wann du es zurückzahlen kannst.

  2. Schreibe eine kurze Begründung: Erkläre ehrlich, warum du den Vorschuss benötigst. Ehrlichkeit schafft Vertrauen.

  3. Schriftlich festhalten: Lass dir den Betrag, die Auszahlung und die Rückzahlungsweise bestätigen.

  4. Vermeide zu häufige Anfragen: Mehrmalige Vorschussanträge können ein schlechtes Licht werfen.

  5. Sprich persönlich mit deinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung: Ein offenes Gespräch wirkt professionell und vertrauenswürdig.


🔹 Tipps für Arbeitgeber

Auch für Arbeitgeber ist der richtige Umgang mit Gehaltsvorschüssen wichtig:

  • Erstelle eine klare Richtlinie, wann und in welcher Höhe Vorschüsse gewährt werden können.

  • Dokumentiere jede Zahlung schriftlich und kennzeichne sie eindeutig als „Vorschuss“.

  • Achte darauf, dass die Verrechnung transparent und nachvollziehbar erfolgt.

  • Prüfe die finanzielle Lage des Unternehmens, bevor du häufig Vorschüsse gewährst.

Eine saubere Kommunikation schützt beide Seiten vor Missverständnissen und Streit.


🔹 Fazit

Ein Gehaltsvorschuss kann in finanziell schwierigen Zeiten eine echte Hilfe sein – aber er ist keine Selbstverständlichkeit.

Arbeitnehmer sollten wissen, dass sie keinen gesetzlichen Anspruch darauf haben, aber mit einer guten Begründung und etwas Fingerspitzengefühl oft Erfolg haben. Arbeitgeber wiederum sollten klare Regeln schaffen und Vorschüsse immer schriftlich dokumentieren.

Wenn beide Seiten offen und fair miteinander umgehen, kann der Gehaltsvorschuss ein nützliches Instrument sein – flexibel, menschlich und praktisch.


Fazit in einem Satz:
Ein Gehaltsvorschuss ist erlaubt – solange er freiwillig, klar geregelt und transparent verrechnet wird.

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